Welche Rolle die Psyche als Ursache von Krankheiten hat
In der heutigen Zeit erleben wir einen Anstieg psychosomatischer Beschwerden und chronischer Erkrankungen. Oft bleibt unklar, was hinter diesen Symptomen steckt. Was, wenn unser Körper nicht nur durch äußere Einflüsse, sondern auch durch innere Konflikte belastet wird? Ist Krankheit ein Spiegel unserer Seele? Darüber spreche ich mit Dr. Rolf Kluge, Heilpraktiker für Psychotherapie und Tinnitus-Spezialist, der selbst 12 Jahre lang an Tinnitus litt und seinen Weg zur Heilung fand.
Psychosomatik: Der Schlüssel zur Ursache von Krankheiten
Bettina: Wir wollen heute über die psychosomatische Sichtweise von Krankheiten sprechen. Weil hinter körperlichen Symptomen, die von leichten Beschwerden bis hin zu ernsthaften Krankheiten reichen können, steckt ja meist mehr dahinter. So wie der Name „Psychosomatik“ – „soma“ – der Körper und „psyche“ – die Seele, gehört beides zusammen. Durch deine jahrelange Erfahrung bist du auch überzeugt, dass die Ursache von Krankheiten tiefer und die Lösung in uns selbst liegt. Lieber Rolf, möchtest du dich bitte einmal vorstellen?
Rolf: Ich bin Heilpraktiker für Psychotherapie und habe mich auf das Thema „Tinnitus“ spezialisiert. Ich versuche den Menschen in meiner Praxis zu helfen und mir Zeit zu nehmen, ihnen zuzuhören, wo sie sonst keinen Raum und kein Gehör finden. Die Schulmedizin auf der einen Seite: Dort geh
st du hin und sie sind die absoluten Experten, wenn es um akute Verletzungen oder Krankheiten geht – beispielsweise eine Schnittwunde. Da gehst du natürlich zum Schulmediziner, um die Schnittwunde zu behandeln. Doch die Frage ist, warum ist das eigentlich zu dieser Schnittwunde gekommen? Wo war derjenige mit seinen Gedanken und warum ist das genauso dort passiert?
Und hier dem Patienten den Raum zu geben, darüber zu berichten, um die wirklichen Ursachen rauszufinden, dann auf die Ursachen einzugehen und wieder das Lächeln im Gesicht der Patienten zu sehen und wieder die Kraft, das Potential und die Energie wieder zu spüren. Das ist das, was mich erfüllt. Dafür stehe ich jeden Morgen gerne auf.
Tinnitus: Mehr als nur ein Pfeifen im Ohr
Bettina: Wie bist du dazu gekommen, dass du dich mit dem Thema Tinnitus beschäftigst?
Rolf: Ich habe selbst 12 Jahre lang Tinnitus erlitten. Was macht man im 1. Schritt? Man geht zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Der untersucht dein Gehör und versucht, organische Probleme herauszufinden. Wenn er nichts findet, sagt er „Leb damit.“ Genau das ist aus meiner Sicht der falsche Ansatz. Es gibt so viele andere organische Ursachen, die zu einem Tinnitus führen. Deswegen wäre es toll, wenn er in Zusammenarbeit mit anderen Fachkolleg:innen sein Augenmerk darauf richtet.
Dazu gehören auch die psychosomatischen Probleme. Ich wollte das Thema „unheilbar“ einfach nicht glauben und machte mich selbst auf die Reise. Doch wer nimmt dich eigentlich an die Hand? Ich fühlte mich damals von meinem HNO-Arzt allein gelassen. Deshalb ist es mir wichtig, Menschen an die Hand zu nehmen und ihnen die Bandbreite an Möglichkeiten zu zeigen, die sie überprüfen könnten.
Im Heilungsprozess gibt es auf’s und ab’s und einen Gesprächspartner zu haben. Dafür ist der heutige Arzt gar nicht mehr aufgestellt, weil er einfach nicht die Zeit hat, dem so gerecht zu werden. Hierbei kann ich mit meiner Praxis Unterstützung bieten, um da wieder rauszukommen. Nach 12 Jahren war es für mich ganz klar, wo die Ursachen lagen. Dann ging es relativ schnell, da rauszukommen.
Bettina: Was versteht man unter „Tinnitus“ und mit welchen Symptomen ist das verbunden?
Rolf: Die meisten Menschen verbinden mit Tinnitus eine Art Teekessel mit Deckel auf dem Herd, wo es anfangs leicht zu Zischen beginnt, dann Rauschen und dann geht es zu einem Pfeifen über. Zischen, Rauschen und Pfeifen sind die Hauptsymptome des Tinnitus, die im Ohr wahrgenommen werden, mal einseitig, mal beidseitig, mal am ganzen Kopf. Manchmal ist es situativ, manchmal kann es auch 24 Stunden und 7 Tage die Woche da sein.
Bettina: Als du für dich erkannt hast, dass hier mehr dahinter stecken könnte – wie bist du da vorgegangen?
Rolf: Ja, ich war beim Zahnarzt, beim Kieferchirurg, Halswirbelsäule untersuchen lassen, CT vom Kopf etc. – aber alles hat nichts geholfen. Für mich war die Frage: Wenn es die Psyche auch gibt, warum geht die klassische Schulmedizin nur auf den organischen Bereich? Keiner hat mir am Anfang gesagt: „Guck doch mal auf die psychischen Themen.“
Da gab es dann Gespräche mit Freunden und Kollegen, die mir sagten „Schau doch dort mal hin.“ Das war der Impuls. Wenn das das Thema ist, dann gucke ich nach möglichen Ursachen. Dann ging plötzlich so ein Licht auf, wo ich dann gewisse Dinge in meinem gesamten Leben besser verstand.
Vererbte Muster und ihr Einfluss auf unsere Gesundheit
Bettina: Welche Ursachen hast du für die rausgefunden? Welche Themen kamen hoch?
Rolf: Die Schulmedizin ist sich heute auch noch nicht einig. Gibt es zunächst das ein oder andere psychische Symptom und führt es dann zum Tinnitus oder andersrum? Was ich in meinem Leben bemerkt habe, das es die ein oder anderen Muster in meiner Vergangenheit gegeben hat.
Diese Muster an Ereignissen haben sich wie Stränge durch mein ganzes Leben gezogen. Wenn du psychosomatische Ursachen hernimmst, sind es meistens einzelne Ereignisse, Vererbungen oder traumatische Ereignisse, die in deinem Leben auftreten und sich dann körperlich niederschlagen. Bei mir war es auch so.
- Das hat in der Kindheit, schon im Mutterleib, begonnen. Weil das Thema Stressbelastung im Mutterleib rundum die Geburt ist ein wesentlicher Punkt. Für die Mutter ist die Geburt eine Belastung, aber auch für den Säugling. Der, der geboren werden soll durch den entsprechenden Geburtskanal hindurch oder von jetzt auf gleich mit einem Kaiserschnitt geholt zu werden.
- Dann auch gewisse Glaubenssätze, die in der Kindheit verankert wurden, haben mich mehr und mehr eingeschränkt. Und diese Einschränkung habe ich damals nicht wahrgenommen. Die mich aber auf meinem Entwicklungsweg eingeschränkt haben.
- Dann gab es noch teils traumatische Ereignisse, wo es um das Thema Tod und Verlustängste ging.
Das hat sich dann körperlich, also nicht nur im Bereich des Ohres, sondern auch im Brustbereich verankert. Diese Enge und der zunehmende Druck im Brustbereich, der mich einschränkte, habe ich nicht beachtet. Glaubenssätze wie „Du musst noch mehr leisten“, „Du willst doch was werden.“, „Werde erfolgreich, damit du mehr Geld hast.“ oder „Du sollst es mal besser haben.“ die von der Nachkriegsgeneration weitergegeben wurden. Alles natürlich gut gemeint, aber was das mit mir gemacht hat, wenn du ständig Leistung bringst, ständig dein Leben kontrollierst – wo entwickelt sich da dein Leben hin?
Du kannst dich plötzlich nicht mehr so bewegen. Du fühlst dich mehr eingeengt. Diese Impulse von außen, die sind ja nicht nur in der Kindheit gewesen. Sondern dieses Muster zieht sich ja durch dein ganzes Leben. Das damalige Ereignis pflanzt sich fort und springt jedes Mal als Schutzmechanismus an: „Achtung, du hast das damals erlebt“ und deshalb versucht meine Psyche unterbewusst mich zu schützen. Dann kommt es zu einem Wiedererleben – kurzfristig im Kopf, aber viel viel mehr im Körper.
Ich führe mir sozusagen ein entsprechendes Ereignis nach dem anderen zu. Irgendwann ist das Fass voll. So ist es auch beim Tinnitus. Wenn der innere Druck zu groß wird, weil das Äußere einfach zu eingeengt ist, dann ist es wie mit einem Teekessel – es fängt an zu Pfeifen. Nur manche hören nicht hin. Die hätten vielleicht vorher schon das Brodeln wahrgenommen: „Aha, da ist was. Nehmen wir mal den Teekessel vom Herd und schauen mal hin, warum es jetzt brodelt.
In der Schulmedizin ist es so, dass du im ersten Schritt etwas bekommst, was die körperlichen Symptome lindert. Aber aus meiner Sicht ist das ein Streicheln deiner Symptome, aber du gehst in keinster Weise an die Ursachen ran. Damit wirst du es immer wieder erleben.
Brustkrebs aus psychosomatischer Sicht
Bettina: Wie siehst du Krebs, im Speziellen Brustkrebs, aus psychosomatischer Sicht?
Wenn ich mir Krebs jetzt vorstelle, dann sind es Zellen, die sich ungewollt vermehren und Raum einnehmen. Raum in einem speziellen Bereich. Das kann Brustkrebs sein, aber auch Darmkrebs oder andere Krebsarten. Zu Beginn der Erkrankung ist ein bestimmter Bereich betroffen und dann kann es sich über Metastasen auch verbreiten.
Die Frage ist ja: Wenn diese negativen Zellen mehr Raum gewinnen:
- Wo ist dann dein Immunsystem? Wo bist du selbst?
- Warum springt das Immunsystem nicht an? Wie groß muss die Last sein, sodass dein Immunsystem nicht mehr reagieren kann?
- Oder andersherum: Warum hat der Krebs die Macht über dein Immunsystem übernommen oder komplett über dich?
Es hat also sehr viel damit zu tun, wie reagiere ich im Verhältnis zu dem, was mir von außen immer wieder vorgespielt wird oder was mir im Außen passiert.
Dann ist die Frage: Es kommt ein Ereignis von außen und ich reagiere unbewusst sofort oder habe ich die Chance, mir Zeit zu nehmen, um bewusst zu reagieren. Egal ob es die eigenen Glaubenssätze sind, traumatische Ereignisse oder Stresssituationen, unser Unterbewusstsein versucht, uns zu schützen. Es reagiert in einem übergeordneten Kontrollmodus, übernimmt die Hoheit und macht mit deinem Körper etwas, damit du das nicht nochmal so erlebst.
Diese Ereignisse und alles, was damit verbunden ist, wird in deinem Unterbewusstsein abgespeichert und zeigt sich aber auch körperlich in den unterschiedlichsten Zellen. Meiner Meinung nach passiert Krebs nicht von heute auf morgen. Es ist eine kontinuierliche Entwicklung, wo sicherlich die Psyche einen Einfluss darauf hat. Nicht nur Bewusstsein und Unterbewusstsein ist ein Thema, sondern auch wo der Krebs lokalisiert ist.
Die Brust drückt einerseits weibliche Schönheit und andererseits mütterliches Versorgen und Fürsorge gegenüber dem Säugling aus. Hier fängt es an: Fürsorge auf der einen Seite, aber wo ist es eventuell dann zu viel? Wo gehe ich über ins „Bemuttern“, ins Kontrollieren und ich einfach wieder nur funktioniere?
Und was ist, wenn ich plötzlich abgelehnt werde? Hier kommen wir in Richtung Pubertät. Der Jugendliche möchte jetzt sein eigenes Leben haben. Da ist wieder ein Balanceakt: Wie gehe ich jetzt als Mutter mit dieser Ablehnung um?
Bei der Brust hängt es davon ab, ob die linke oder die rechte Seite mit Symptomen betroffen ist:
- Die linke Seite steht für alles, was emotional, gefühlsbetont und vergangenheitsorientiert ist.
- Die rechte Seite steht für alles Rationale wie „Werde ich meiner Mutterrolle, meiner Verantwortung in der Gesellschaft gerecht?“
So kann man auch unterscheiden:
- Was ist in der Vergangenheit emotional oder rational passiert? Ich könnte überlegen, welche Ereignisse es gewesen sind, die nicht zu deinem Ideal und zu deiner Persönlichkeit gepasst haben?
- Wo musstest du dich anpassen? Wo wurdest du eingeengt?
Letztendlich hat Krebs viel mit einer inneren Wut, dem Druck der von außen kommt, zu tun. Du kannst dich da nicht wehren. Manchmal fühlst du dich sogar schuldig im Sinne von „Ich kann nichts dafür, aber ich komme nicht dagegen an.“ Bis du dann irgendwann in diesem Bereich aufgibst.
Es handelt sich um ein großes Feld. Auf der einen Seite die emotionalen Gefühle: Kann ich Ich sein? Spüre ich eigentlich, wer ich wirklich bin? Und auf der anderen Seite: Was erwarten die Nachbarn, die Gesellschaft von mir? Eine Frau sollte sich ja so und so verhalten. Eine Frau sollte diese und jene Ideale haben. Hier wird sehr viel Druck auf die Frau von systemischer Seite ausgeübt. Da ist die Frage: Wo ist sie?
Viele können diesem Druck glücklicherweise Stand halten. Doch auch hier – letztendlich kämpfst du gegen diesen Druck an. Die Frage ist dann: Macht dieser Kampf Sinn und kannst du diesen Kampf gewinnen? Oder bist du bei dir und lässt es einfach passieren?
Druck erzeugt Gegendruck
So ist es auch in der klassischen Physik: Immer wenn du Druck gegen etwas ausübst, erzeugt das Gegendruck und eine Gegenreaktion. Und erst wenn der Druck kein Gegenüber mehr hat, geht er ins Leere.
Wie kann ich also dagegen angehen? Indem vielleicht nicht all den gesellschaftlichen Erwartungen immer gerecht werde, sondern bei mir bin und zu mir stehe. Dann bist du bei dir und kannst sehen, wie reagiert mein Körper und warum reagiert mein Körper so?
Vererbung und Epigenetik: Sind wir unseren Genen ausgeliefert?
Bettina: Sehr spannend. Ich hatte erst kürzlich in einem Bericht von den Krebsprognosen gelesen. Die WHO prognostiziert einen Anstieg der Krebszahlen um bis zu 77% bis 2050. Das würde bedeuten: in etwa jeder 5. Mensch erkrankt im Laufe des Lebens an Krebs. Die Schulmedizin geht ja davon aus, dass eine Krebserkrankung durch eine Genmutation ausgelöst wird. Auch wenn sich die Medizin stetig weiterentwickelt, steigen dennoch die Krebszahlen. Was steckt dahinter? Wie siehst du das? Kann der gesellschaftliche Druck und wie wir damit umgehen eine Mitursache von Krebs sein kann?
Rolf: Das ist eine spannende und doch berechtige Frage. Gehen wir nochmal zurück zum Immunsystem. Die Krebszahlen werden mehr d.h. immer mehr Menschen vertrauen nicht darauf, dass ihr Immunsystem die Stabilität hat, um dagegen anzukämpfen. Welche Möglichkeiten gibt es?
Es gibt immer mehr Nachweise, dass sich gewisse Umwelteinflüsse im Körper auswirken. Man spricht von der Epigenetik. Wenn wir die Genetik betrachten. Unser gesamtes Erbgut wird nur zu einem geringen Teil genutzt. In meiner Welt gibt es Nachweise, dass Erbmaterial durch äußere Ereignisse, dazu gehört auch die kontinuierliche Gedankenwelt, verändert werden kann. Weil man du mit Gedanken Hormone ausschütten kannst, die sonst durch Gene erzeugt werden, dann kontrollieren deine Gedanken letztlich dein Erbgut. Es gibt also die Möglichkeit, durch kontinuierliche Veränderung des Gedankengutes auch Genmaterial verändert werden kann.
Den Krebs genetisch weitergeben ist das eine. Aber die Ursache ist ja – was ist im Außen passiert und was machen deine Gedanken in dem Bereich damit? Ich bin überzeugt, dass das kontinuierlich weitergegeben wird.
Wenn die Krebszahlen kontinuierlich ansteigen, dann ist das für mich ganz klar und verständlich. Sehen wir uns zunächst mal die Generationen an, die jetzt Krebs bekommen. Das sind häufig:
- die Kriegsgenerationen, die den Ersten oder Zweiten Weltkrieg miterlebt haben oder
- in Kriegszeiten geboren worden sind und sie indirekt miterlebt haben
Was gibt es Schlimmeres, als traumatische Situationen in der Kriegszeit mitzunehmen und sich das körperlich auswirkt?
Die Rolle der Frau in der Kriegszeit
Sehen wir uns nun die Rolle der Frau in dieser Zeit an. Das damalige Regime wollte ganz klar eine Stärkung der Macht, um letztendlich Krieg zu führen. Also Männer, die in den Krieg ziehen können, die für das System einstehen und es nicht hinterfragen. Welches System hat plötzlich wieder die Hoheit über dein eigenes inneres System übernommen?
Das wurde damals in Perfektion ausgeübt. Die Frauen sollten Gebärmaschinen sein, also das genetische Material mehr und mehr produzieren, um letztendlich den arischen Stamm größer zu machen und die Macht auszuweiten. Das war die Rolle der Frau. Also weit weg von Nähe und Liebe zu dem Kind. Und sogar Erziehungsratgeber aus dieser Zeit gab es klare Ratschläge, die befolgt wurden wie
- „Lasse das Kind allein. Nutze nur Fütterungszeiten. Denn sonst wird es verhätschelt.“
- Es gab ganz klar geregelte Fütterungszeiten und nicht nach dem Bedürfnis des Kindes.
- Es wurde also über das Bedürfnis, über das Ich des Kindes regiert. Da haben sich die Mütter dran gehalten.
Jetzt kommen wir zum Thema Brust: Das Kind durfte nur eine kurze Zeit an der Brust erleben. Möglicherweise hatte aber die Mutter das Bedürfnis, das Kind zu spüren. Aber das äußere System sagte „Nein. Du musst kalt sein.“
Auch Zucht und Strafe, auch Schläge gegenüber dem Kind, waren klassische Erziehungsmaßnahmen, weil nur das macht ein Kind hart, gefolgsam, unabhängig und einsetzbar – passend für das damalige Regime. Das haben Frauen aus dem klassischen Erziehungsratgeber erfahren, der bis 1987 weiter publiziert wurde.
Jetzt können wir schon sehen. Diese übertragenen Effekte gehen über Generationen. Bis zur dritten und vierten Generation werden Effekte, die erlernt worden sind, übertragen. Da sind wir heute noch nicht raus. Das bedeutet heute und mindestens die Generation nach uns wird damit zu kämpfen haben.
Ich sehe es so, dass die Fallzahlen im Bereich Krebs sowohl durch die äußeren Faktoren, die nicht einfacher geworden sind, aber auch durch das, was gelernt worden ist, zunehmend ansteigen.
Wenn Krebs uns zu uns selbst zurück bringt
Bettina: Bei mir wurde die Genmutation BRCA1 (Brustkrebsgen) festgestellt, welches sich auf der mütterlichen Seite über 3 Generationen hinweg durchzieht. Das Spannende ist ja, dass eine Genmutation zu 50% von Mutter oder Vater vererbt wird und das heißt aber nicht, dass man deshalb zu 100% an Krebs erkranken wird, sondern „lediglich“ das Risiko ist erhöht. Aber lediglich 5% der Krebserkrankungen sind auf eine Genmutation zurückzuführen. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass die anderen 95% sporadisch passieren. Was führt dazu, dass die gesunden Zellen zu Krebszellen werden? Wird also Krebs von Generation zu Generation vererbt und es braucht einen bestimmten Auslöser?
Rolf: Du reagierst ja immer auf deine Umgebung. Die Frage ist, wie entwickelt sich deine Umgebung und welche Chance hast du, bewusst zu reagieren oder reagierst du immer unbewusst. Jedes Ereignis, dass du in deinem Leben erlebst, das wird ja von dir in der Kindheit aufgenommen. Später kannst du erst einordnen, ob das förderlich war oder nicht. In der Kindheit hat diese Bewertung primär durch deine Bezugspersonen wie Eltern stattgefunden.
Wenn Trigger von außen kommen, kannst du sagen: Ja, der Trigger ist da, aber ich muss darauf jetzt nicht einsteigen. Ich kann mich der Auseinandersetzung mit dem Ereignis entziehen oder eine andere Position einnehmen. Diese äußeren Impulse sind zwar da, aber ich kann anders damit umgehen, sodass es nicht zu Wut, Hass, Groll, Schuldgefühlen usw. kommt.
Das Entscheidende ist ja: Wenn ich nicht bei mir bin, wer reagiert dann eigentlich? Ist es das System? Das was mir beigebracht wurde? Und wo bin ich dann in dem Zusammenhang? Wenn ich nicht die Hoheit habe, dann zu reagieren, würde das bedeuten, dass ich mich selbst ablehne. Diese Ablehnung bedeutet die Ablehnung der eigenen Bedürfnisse.
Jetzt komme ich wieder zum Immunsystem. Wenn ich mich selbst ablehne, würde es ja bedeuten, dass das Immunsystem, das vorher für mich gekämpft hat, gibt die Position auf. Letztendlich sich selbst abzulehnen, nicht auf seine Bedürfnisse zu hören und sich selbst gegen sich zu stellen, sich selbst nicht als wertig zu erachten und zu sagen, dass ich einfach aufgebe in dem Bereich. Die Aufgabe des eigenen Lebens – das eigene Leben einem anderen in der Führung zu übergeben. Letztendlich mit dieser Selbstzerstörung ist es eine Aufgabe der Seele. Die Seele, das Tiefste von dir selbst, geht einfach.
Bettina: Können wir sagen, dass Krebs oder auch andere Erkrankungen Botschafter der Selbstliebe sind, dass wir uns selbst wieder mehr zuwenden?
Rolf: Bewusst auf sich, auf seinen Körper und auf die eigenen Bedürfnisse zu hören. Wie schön wäre es, wenn du selbst die Entscheidung triffst und nicht jemand anderem überlässt. Damit bist du wieder bei dir. Dann bist du Kapität deines eigenen Lebens. Je mehr du das in deinem Alltag machst, umso schöner ist das.
Die Lösung zur Heilung ist in dir
Bettina: Wieder mehr mit dem Herzen sehen. Zeigt ja auch der Bereich, wo Krebs auch lokalisiert ist. Zum Schluss noch eine Frage: Frauen fragen des Öfteren, dass sie spüren, dass da noch mehr hinter einer Krankheit steckt und wissen nicht, wie sie an die Ursache rangehen können. Hast du Tipps, wie sie die Lösung in sich finden können?
Rolf: So hart Diagnosen auch sein können. Ein Symptom, wie es bei mir auch Tinnitus war, ist ein Signal: „Jetzt hast du es überreizt.“
- Das Allererste ist, dass du dir selbst als Betroffene Hoffnung gibst. Es gibt eine Lösung und darauf zu vertrauen, ist der 1. Schritt.
- Sich informieren: Wir werden mit Medien regelrecht überflutet, aber warum nehmen wir nicht jene Informationen, die uns wirklich treffen dürfen, um der Hoffnung mehr Raum zu geben. Vielleicht bekommst du genau die Impulse, die du brauchst. Manchmal bedarf es einem Schups, um sich auf die Reise zu machen.
- in Kontakt treten: Gehe in Kommunikation mit anderen. Spüre in dich hinein, ob das mit dir resoniert, was dein Gegenüber dir sagt. Wo sind entsprechende Verletzungen damals passiert? Wo hast du Wut und Groll gespürt und hast es nie wahrgenommen? Dieser Groll kann seinen Ursprung in der Kindheit genommen haben, heißt aber nicht, dass er bis heute weiter existieren muss. Da gibt es viele Lösungsweg, da raus zu kommen.
Glaube an deine Heilung
Das eigene Selbst wieder zu fühlen, ist der 1. Schritt, um zu sich zu stehen und um in einen Heilungsprozess überhaupt gehen zu können. Da können alle möglichen pharmazeutischen Therapien von außen kommen – wenn du der Überzeugung bist, dass du krank bist und keine Chance auf Heilung hast, dann wird auch kein Medikament wirken. Deshalb musst du ein Vertrauen in deine Heilung haben.
Du kannst deinen Heilungsprozess beschleunigen. Für mich gibt es die Schulmedizin und die Komplementärmedizin – beide gehören einfach eng miteinander verzahnt.
Fazit: Der Weg zurück zu sich selbst
Krankheiten wie Tinnitus oder Krebs sind nicht nur körperliche Herausforderungen, sondern oft Botschaften unseres Körpers und unserer Seele. Sie fordern uns auf, innezuhalten und uns selbst zuzuwenden. Die Lösung liegt oft nicht allein in der Schulmedizin, sondern in der Verbindung von äußerer Behandlung und innerer Reflexion. Wenn wir lernen, auf unsere Bedürfnisse zu hören, gewinnen wir die Hoheit über unser Leben zurück – und können Heilung auf allen Ebenen erfahren.
Über Dr. Rolf Kluge
Dr. Rolf Kluge ist Tinnitus-Spezialist, Heilpraktiker für Psychotherapie und ein multidimensional denkender Wissenschaftler. Nach über 35 Jahren Erfahrung in der Analyse komplexer Systeme gab er seine Karriere als leitender Angestellter eines globalen Unternehmens auf, um sich nach einer eigenen Leidensgeschichte vollständig dem Thema Tinnitus zu widmen.
Mit seinem eigens entwickelten „Kluge-Behandlungsprogramm“ unterstützt er Menschen, die schwer unter Tinnitus leiden, und kombiniert dabei wissenschaftliches Verständnis, psychotherapeutisches Know-how und ein tiefes Mitgefühl für die Betroffenen. Schon in seiner Doktorarbeit setzte er sich mit neuronalen Netzwerken und deren Störungen auseinander, was ihn früh dazu befähigte, Zusammenhänge und Ursachen präzise zu erkennen.
Seine Leidenschaft für Naturwissenschaft, seine Erfahrung als Rettungssanitäter und sein Wirken als Seelsorger machen ihn zu einem ganzheitlichen Begleiter, der Körper, Geist und Seele gleichermaßen in den Mittelpunkt stellt. Dr. Rolf Kluge lebt seinen Beruf aus tiefstem Herzen und bietet fundierte, individuelle Unterstützung, um Betroffenen zu helfen, neue Lebensqualität zu gewinnen.
- Website: https://drrolfkluge.com
- Instagram: https://www.instagram.com/dr.rolfkluge
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