Als ich mit 37 Jahren die Diagnose Brustkrebs bekam, war mein Sohn gerade einmal 7 Monate alt – eine Zeit, wo ich eigentlich mein junges Mutterdasein und unser Familienglück nach unserer herausfordernden Kinderwunschreise genießen wollte. Doch es kam anders und ich musste mich mit einer ernsthaften und angstmachenden Diagnose auseinandersetzen: der Diagnose Brustkrebs. Brustkrebs kann zwar jeden, sowohl Frauen als auch Männer treffen, doch die meisten Frauen erkranken an Brustkrebs jenseits der 50. Und dennoch werden es immer mehr junge Frauen, die an Brustkrebs erkranken.
Jung und Krebs – warum Brustkrebs unter 40 keine Ausnahme mehr ist
Als ich im August 2023 die Diagnose erhielt, dachte ich, dass ich wohl eine der wenigen Frauen sein würde, die in „jungem Alter“ erkranken. Dennoch war mir klar, dass in unserer Familie eine Krebsvorbelastung vorliegt. Auch meine Mutter erkrankte jung – mit 37 Jahren an Eierstockkrebs. Meine Großmutter starb mit Mitte 50 an Brustkrebs.
Aufgrund dieser familiären Vorbelastung ging ich bereits mit Mitte 20 zwei mal pro Jahr zu Früherkennungsuntersuchungen: vaginaler Ultraschall, Brustultraschall und MRT von der Brust. Das war auch gut so, denn so konnte der Brusttumor noch in einem relativ in frühen Stadium erkannt werden. Da es sich um eine sehr aggressive Brustkrebsart (triple-negativ) handelte, musste auch sofort gehandelt werden, denn der Tumor hatte eine schnelle Wachstumsrate.
Als 3 Wochen nach der Diagnose die Chemotherapie startete und ich im Vierbettzimmer auf der onkologischen Tagesklinik Woche für Woche Frauen kennenlernte, die nicht jenseits der 50 oder 60 waren, sondern meist zwischen 30 und 45 Jahren, wurde mir bewusst, dass ich wohl nicht allein bin. Allesamt Frauen jungen und mittleren Alters. Frauen, die mitten im Leben stehen und versuchen, ihren Alltag mit kleinen Kindern oder Teenagern zu wuppen oder mit der Familienplanung noch gar nicht begonnen haben. Frauen, für die die zwischen Familie, Arbeit und Haushalt so eine Diagnose ziemlich überraschend kommt und vor viele Herausforderungen stellt:
- Werde ich wieder gesund?
- Werde ich die Therapie gut vertragen?
- Wie sage ich es meinen Kindern?
- Bleibt mein Partner an meiner Seite?
- Was ist mit meinem Job?
Auch in Gesprächen mit den Krankenschwestern lernte ich, dass die Zahl der jungen Brustkrebspatientinnen in den letzten Jahren auch ihrer Erfahrung nach zugenommen hat. Und das ergab auch meine Recherche.



Brustkrebs unter 40: Die Zahlen steigen
Laut Prognosen der WHO soll die Anzahl der an Krebs erkrankten Menschen bis 2050 um 77% ansteigen. Auch der Österreichische Krebsreport 2023 zeigte, dass die Zahl aufgrund des stark steigenden Anteils an älteren Menschen in der Bevölkerung zunehmen wird.
In Österreich erkranken über 5.400 Frauen jährlich neu an Brustkrebs. Laut Statistik Austria lag im Jahr 2018 die Zahl der 25-29 Jährigen bei 31, bei den 30-34 Jährigen bei 74, der 35-39 Jährigen bei 138, der 40-44 Jährigen bei 285 und zw. 45 und 49 Jahren bei 538 erkrankten Frauen im Jahr 2018. Das ergibt ca. 19 % der Neuerkrankungen.
In Deutschland erkranken jährlich rund 70.000 Frauen an Brustkrebs. Laut einer Analyse des Robert-Koch-Instituts lag 2017 die Zahl der 25-29 Jährigen bei 257, bei 30-34 Jährigen bei 762, der 35-39 Jährigen bei 1.696, 40-44 Jährigen bei 2.802 und 45-49 Jährigen bei 5.242 erkrankten Frauen. Das sind ca. 16% aller Neuerkrankungen.
In der Schweiz erkranken pro Jahr rund 6500 Frauen neu an Brustkrebs. Ca. 20% sind unter 50 Jahren. Eine Untersuchung der Krebsforschung Schweiz zeigt, dass die Zahl der unter 45 Jährigen in den letzten 10 Jahren zugenommen hat.
Im Alter zwischen 50 und 70 Jahren steigt grundsätzlich das Erkrankungsrisiko für Brustkrebs. Das erklärt auch, warum die Früherkennungsmaßnahmen (Mammographie alle 2 Jahre) in Österreich erst ab 40 Jahren und in Deutschland und der Schweiz ab 50 Jahren empfohlen werden.
Warum junge Frauen an Brustkrebs erkranken – Ursachen & Risikofaktoren
Frauen, die in jüngeren Jahren an Brustkrebs erkranken sind zwar noch eine Minderheit, doch die Zahl ist in den letzten 10 Jahren gestiegen. Die Ursachen für eine Krebserkrankung sind multifaktoriell u.a. Lebensstilfaktoren wie ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, Rauchen oder Alkoholkonsum. Ein weiterer Grund für die höhere Zahl kann die vermehrte Diagnostik sein d.h. wenn Frauen eigeninitiativ regelmäßig Untersuchungen durchführen lassen, weil sie im Familien- oder Bekanntenkreis jemanden kennen, der an Brustkrebs erkrankt wurde.
Doch viele rätseln, warum Frauen in jungem Alter erkranken und die Tendenz steigend ist. Nicht zu unterschätzen ist auch chronischer Stress.
Erkranken Frauen jung an Brustkrebs, dann handelt es sich häufig um aggressivere Tumore (zB triple-negativ, HER2/neu positiv) als bei den älteren Frauen. Über 80% der Brustkrebsarten sind hormonrezeptor-positiv und werden als „günstigere Tumoreigenschaften“ definiert, wo günstig hier sicher nicht der richtige Ausdruck ist. Aufgrund des noch dichteren Drüsengewebes im jüngeren Alter sind Knoten schwieriger zu tasten und nicht so leicht in der Mammographie zu beurteilen und werden daher später erkannt. Außerdem erwarten junge Frauen auch nicht, in diesem an Krebs erkranken zu können.
Regelmäßige Selbstuntersuchungen sind nicht so selbstverständlich als vielleicht bei älteren Frauen. Weiters sind vor 40 oder 45 Jahren in der Regel keine regelmäßigen Screening-Untersuchungen vorgesehen sind, außer bei bekannter familiärer Vorbelastung. Ebenso ist bei jüngeren Frauen, die an Brustkrebs erkranken, die Wahrscheinlichkeit höher, dass es sich um einen erblichen Brustkrebs handelt. Sie tragen die vererbten Brustkrebsgene BRCA 1 oder BRCA 2 und wissen nichts davon. Nur 5-10% aller Brustkrebsfälle ist auf genetische Gründe zurückzuführen, jedoch ist der Anteil bei jüngeren Frauen höher.
Brustkrebs in der Rush-Hour des Lebens: Die besonderen Herausforderungen
Zahlreiche Faktoren beeinflussen das Leben von jungen Frauen und Frauen mittleren Alters mit Brustkrebs, die sich in der Rushhour ihres Lebens rundum Karriere, Familienleben mit Kindern, Kinderwunsch, Schaffen eines Eigenheims usw. befinden. Solch eine Diagnose lässt verständlicherweise die Welt still stehen und nichts ist mehr wie vorher.
Wenn es zunächst um’s Überleben dieser Erkrankung geht, stellt sich im zweiten Moment die Fragen, welche Langzeitfolgen die Erkrankungen bzw. die Therapien mit sich bringen u.a.
- Unfruchtbarkeit
- vorzeitige bzw. frühe Menopause
- Narben von Operationen
- Vergesslichkeit und Konzentrationsschwierigkeiten
- Ängste, Sorgen, Depressionen
- weniger Belastbarkeit
- u.v.m.
Chemotherapien können die Eierstöcke stark schädigen und somit die Fruchtbarkeit mindern oder führen häufig zu einer vorzeitigen Menopause. Deshalb sollten Frauen, die noch einen Kinderwunsch haben, sich vor Beginn der Therapie über fertilitätserhaltende Maßnahmen erkundigen. Doch wie bereits weiter oben erwähnt, denkt man im Zuge einer ernsthaften Diagnose zunächst ans Überleben.
Eine Schwangerschaft nach beendeter Therapie ist jedenfalls möglich sowie auch Stillen, sofern brusterhaltend operiert wurde und die Brustdrüse intakt ist. Selten aber doch erkranken leider auch Frauen in der Schwangerschaft an Brustkrebs. Zusätzlich zur Krebsdiagnose kommt noch die Angst um das ungeborene Kind. Dennoch können Untersuchungen und Therapien durchgeführt werden.
Aber auch eine hormonelle Therapie kann belastend sein und viele unterschiedliche Nebenwirkungen mit sich bringen. Bei hormonrezeptorpositiven Tumoren erfolgt meist eine langjährige Anti-Hormontherapie, die mit starken Wechselbeschwerden einhergehen kann wie Hitzewallungen, Nachtschweiß, Schlafstörungen, Gelenk- und Muskelschmerzen, Gelenksteifigkeit usw.
Hinzu kommen psychosoziale Herausforderungen wie:
- Ängste und Sorgen rundum die eigene Gesundheit und Heilungschancen, vor den Therapien und Nebenwirkungen sowie vor Rückfällen
- Beeinträchtigung der Lebensqualität durch langjährige antihormonelle Therapien und vorzeitige Menopause
- Sorgen um Erfüllung des Kinderwunsches
- Angst um das ungeborene Kind und Belastung durch Therapien während der Schwangerschaft
- Weitervererbung einer Genmutation an Kinder
- die Versorgung kleiner Kinder
- Angst um den Arbeitsplatz
- finanzielle Belastungen
- Veränderung des äußeren Erscheinungsbildes
- Verminderte Libido
Was junge Frauen jetzt für sich tun können – praktische Schritte & Unterstützung
Sowohl präventiv als auch in der Nachsorge ist es empfehlenswert:
- einmal im Monat eine gründliche Selbstuntersuchung der Brust durchzuführen
- jeder auffälligen Veränderung nachzugehen: Knoten, Hautveränderungen, flüssigen Absonderungen aus der Brustwarze etc. (auch Stillende und Schwangere)
- bei erhöhtem Erkrankungsrisiko aufgrund der vererbten Brustkrebsgene eine intensivierte Früherkennung mit Brustultraschall, Mammographie und Mamma MRT oder risikoreduzierende Operationen (mehr Infos dazu beim BRCA-Netzwerk e.V.)
- bei Kinderwunsch: sich vor Beginn der Therapie über fertilitätserhaltende Maßnahmen beraten zu lassen
- Nebenwirkungen der Therapien mindern durch Ernährungsumstellung und Stressmanagement sowie unterstützende komplementärmedizinische Maßnahmen
- Chancen auf eine Schwangerschaft erhöhen durch Fertility Yoga (Kinderwunsch Yoga)
- Mentales und emotionales Wohlbefinden steigern u.a. durch psychoonkologische Gesprächstherapien, Achtsamkeitspraxis, Yoga und Mentaltraining
Eine Brustkrebsdiagnose in jungem und mittleren Alter verändert das Leben schlagartig. Gleichzeitig zeigen die Erfahrungsberichte vieler betroffener Frauen, dass es trotz aller Herausforderungen Wege gibt, wieder in die eigene Kraft zu finden, den Körper neu kennenzulernen und Stabilität in die mentale und emotionale Gesundheit zu bringen.
Je früher Veränderungen in der Brust wahrgenommen werden und je informierter Frauen sind, desto besser können sie ihre Gesundheit aktiv unterstützen – sei es durch Früherkennung, einen bewussten Lebensstil oder begleitende therapeutische Maßnahmen.
Wenn du selbst betroffen bist oder jemanden begleitest: Du bist nicht allein. Es gibt heute viele Ressourcen, medizinische Fortschritte und hilfreiche Angebote, die dich stärken können – von psychoonkologischer Begleitung bis hin zu Yoga und Achtsamkeitstraining zur Stressbewältigung.
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Quellen:
Deutsches Ärzteblatt: WHO erwartet deutlich mehr Krebserkrankungen bis zum Jahr 2050, abgerufen am 19.11.2025.
Österreichische Krebshilfe: Jung und Krebs. Du bist nicht allein, abgerufen am 28.04.2024.
Österreichische Krebshilfe: Österreichischer Krebsreport 2023, abgerufen am 28.04.2024




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